Familie Rosenthal

Rödelheimer Landstraße 130 / Lorscher Straße 22

Rödelheimer Landstr. 130
Rödelheimer Landstr. 130

Gustav Rosenthal wurde am 15.12.1873 in Langenhain im Taunus geboren. Er war der Sohn von Jakob Rosenthal und Sophie Rosenthal, geb. Scheuer.

Seine Frau wurde als Rosa Odenheimer am 27.11.1874 in Wiesloch als Tochter von Bernhard Odenheimer und Hinette Odenheimer, geb. Goldschmidt geboren.

Im Jahr 1902 heirateten Gustav und Rosa. Im selben Jahr eröffnete Gustav, der von Beruf Kaufmann war, mit 29 Jahren eine Viehhandlung in der Lorscher Straße 22 in Rödelheim. Vermutlich entschied er sich für Rödelheim, weil bereits Verwandte der Rosenthals in Rödelheim wohnten. Ein Vorfahre wurde bereits 1812 als Mitglied im Vorstand der Israelitischen Gemeinde zu Rödelheim geführt.

An der Viehhandlung soll zeitweilig ein Vetter von Gustav Rosenthal beteiligt gewesen sein, der damals in der Fuchstanzstraße gewohnt haben soll.

Trudel Rosenthal vorne links
Trudel Rosenthal vorne links

Die Rosenthals wohnen in der Rödelheimer Landstraße 130. 1903 wird ihre erste Tochter geboren und 1907 kommt die zweite Tochter zur Welt, Henny und Trudel. Über Henny Rosenthal heißt es, dass sie eine begabte Pianistin gewesen sei, die im Rödelheimer Kino Stummfilme auf dem Klavier begleitet haben soll. Die Rosenthals besaßen einen Blüthner-Flügel, benannt nach dem bekannten Klavierbauer Julius Blüthner. Ein solcher Flügel war für die damalige Zeit teuer. Von ihren Mitbürgern wurden die Rosenthals als wohlhabende Familie angesehen. Die Viehhandlung schien sehr gut zu laufen. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, sind Gustav 59 und seine Frau Rosa 58 Jahre alt. Bereits am 01.04.1933 erfolgt der erste Boykott jüdischer Geschäfte durch die SA. Für Frankfurt bildet das vom Rödelheimer Otto Fischer herausgegebene Boykottbuch die Grundlage für die wirtschaftliche Ausgrenzung der jüdischen Geschäfte. Rosenthals Viehhandlung wird auf Betreiben des NS-Ortsbauernführers bereits 1933/34 vom Handel ausgeschlossen. Ab 1937 werden Juden gezwungen, ihre Geschäfte im Rahmen der Arisierung meist unter Wert zu verkaufen.

In der Nacht vom 09. Auf den 10.November 1938 wird die Wohnung der Rosenthals in der Rödelheimer Landstraße 130 verwüstet.

Während den Töchtern von Gustav und Rosa Rosenthal, Henny und Trudel die Flucht ins britische Exil gelingt, müssen die Eltern 1939 in die Scheffelstraße 24 umziehen.

Am 1.September 1942 werden beide in die Großmarkhalle in Frankfurt gezwungen und von dort aus nach Theresienstadt deportiert. Rosa Rosenthal verstirbt kurze Zeit nach ihrer Ankunft im Alter von 67 Jahren am 29.September 1942 in Theresienstadt. Ihr Ehemann Gustav Rosenthal wurde von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Da sein genaues Todesdatum nicht bekannt ist, wurde es auf den 08.Mai 1945 datiert.

Quellen:

  • Krohn, Helga / Rauschenberger, Katharina, Hrsg. Jüdisches Museum Frankfurt, Die vergessenen Nachbarn – Juden in Rödelheim, Frankfurt am Main 1990
  • Suchliste Yad Vashem
  • Jüdisches Museum Frankfurt am Main
  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde