Frankfurt in ein Blumenmeer verwandeln

Es ist endlich Zeit, den 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg zu einem bundesweiten Feiertag zu machen. Am 8. Mai 2021 jährt sich zum 76. Mal der Tag, an dem Deutschland vom Hitlerfaschismus befreit wurde, und der Schrecken des Zweiten Weltkrieges beendet wurde.

Stolpersteine mit Blumen
8. Mai 2020

Wie im vergangenen Jahr werden wieder Bürgerinnen und Bürger sowie Initiativen und Institutionen aus dem Ortsbezirk Blumen an den Orten der Erinnerung niederlegen. Das sind insbesondere das Mahnmal im Brentanopark und die 36 Stolpersteine im Ortsbezirk zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Nachbarn.

Orte der Erinnerung im Stadtbezirk sind auch der Gedenkstein für die Widerstandskämpfer auf dem Praunheimer Friedhof, die Gedenktafel für ehemalige Zwangsarbeiter in der Stefan-Heise-Straße sowie das Gräberfeld für italienische Militärinternierte und Zwangsarbeiter auf dem Friedhof Westhausen.

Mit dem Gedenken an die Opfer wird an vielen Orten in Deutschland der Forderung Nachdruck verliehen, endlich den 8. Mai als Tag der Befreiung zu beschließen. Das wird in einer Petition bereits von vielen Menschen und Organisationen unterstützt.

Wir wollen damit ein Zeichen setzen für eine Welt, in der alle Menschen friedlich zusammenleben ohne Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus und Antiziganismus. Wir wollen wachsam sein angesichts des Erstarkens faschistischen Gedankenguts, was unter dem Mäntelchen „Das wird man doch noch sagen dürfen!“ nicht wieder salonfähig werden darf.

Wir möchten Sie aufrufen, die Aktion „Frankfurt in ein Blumenmeer verwandeln“ zu unterstützen, indem Sie ebenfalls Blumen an den Orten des Erinnerns niederlegen oder eine Pflege-Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen.

Für die Stolperstein-Initiative Rödelheim
Helga Dieter, Heiko Lüßmann, Helmut Furtmann

Straßenumbennung – Aktionsgruppe entschuldigt sich

Ende April hat eine antifaschistische Aktionsgruppe Straßenschilder in Rödelheim mit den Namen der vor einem Jahr beim rassistischen Anschlag in Hanau Ermordeten überklebt. Betroffen von der grundsätzlich begrüßenswerten Aktion war bedauerlicherweise auch der Arthur-Stern-Platz. Die Aktivisten haben sich für diesen Fehler auf Twitter entschuldigt und zum Anlass genommen, sich mit der Geschichte der Familie Stern zu beschäftigen.

8. Mai muss Feiertag werden

Am 8. Mai jährte sich zum 75. Mal das Kriegsende. Das Frankfurter 8.-Mai-Bündnis fordert: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“ Eine entsprechende Petition wurde schon mehr als 100.000 Mal unterschrieben.

Gedenken zum 8. Mai am Praunheimer Friedhof, an der ehemaligen Rödelheimer Synagoge und der Gedenktafel an der Ludwig-Landmann-Straße (von links)

Weil es in diesem Jahr keine zentrale Feier geben konnte, hatte das Frankfurter Bündnis 8. Mai vorgeschlagen, an Orten, die an die Opfer des Faschismus und Widerstandskämpfer*innen erinnern, dem Kriegsende und der Befreiung zu gedenken.

Gedenkveranstaltungen zum 9. November

Foto: „Erinnern nicht vergessen“ im November 2018

Unter dem Motto ERINNERN NICHT VERGESSEN treffen sich am Sonntag, den 10. November 2019 um 16 Uhr am Mahnmal im Inselgässchen, Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger, Vertreter/innen der Rödelheimer Kirchengemeinden sowie verschiedener Organisationen, um an die jüdischen Mitbürger/innen zu erinnern, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

1938: Der Pogrom markierte die Wende. Mit keinem anderen Ereignis hat das NS-Regime so zynisch demonstriert, daß es auch auf den Schein rechtsstaatlicher Tradition nun keinen Wert mehr legte. Antisemitismus und Judenfeindschaft, wie sie als Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie schon immer propagiert worden waren, schlugen jetzt um in die primitiven Formen physischer Gewalt und Verfolgung. Die sog. „Reichskristallnacht“ bildete den Scheitelpunkt des Wegs zur „Endlösung“, zum millionenfachen Mord an Juden aus ganz Europa.“

(Zitiert nach Wolfgang Benz)

Bereits am Freitag, 8. November 2019 wird es im Gemeindesaal der Cyriakusgemeinde, Alexander Str. 37 in Rödelheim, eine Vorstellung des Dokumentar-Theaters der Bühne für Menschenrechte aus Berlin geben: Die NSU-Monologe. Eine Veranstaltung des Fördervereins der Stadtteilbibliothek Rödelheim FörSteR e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadtteilbibliothek, dem RaUM für Kinder und Teenies, Courage gegen Rassismus, dem AWO-Ortsverein Rödelheim und dem Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Frankfurt am Main. Nähere Informationen auf der Website von Förster e.V.

Am Samstag, 9. November 2019 startet um 17:30 Uhr ab Baruch-Baschwitz-Platz (Rödelheim Bahnhof, Ostseite) der Stadtteilrundgang „Stolpersteine in Rödelheim“. Bei dem Stadtteilrundgang werden verschiedene Biografien Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger vorgestellt, die Opfer der NS-Herrschaft wurden.

Im Anschluss bietet das soziale Stadtteilzentrum „CENTRO“ (Alt-Rödelheim 6) ein Abendessen an und zeigt ab 20 Uhr den Film „Erhobenen Hauptes. (Über)Leben im Kibbuz Ma’abarot“.
Nähere Informationen auf der Facebook-Seite von Centro.

2019: In Halle (Saale) versucht der Rechtsextremist Stephan Balliet am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, mit Waffengewalt in die Synagoge im Paulusviertel einzudringen. Die Türen der Synagoge halten Stand, nur deshalb kann ein Massenmord an Juden verhindert werden. Der Angreifer erschießt eine Passantin, später den Besucher eines Imbiss. Auf der Flucht schießt er auf weitere Personen, verletzt einige von ihnen schwer. Datum, Ziel und die antisemitischen Motive der Tat hatte der Angreifer zuvor im Internet bekanntgegeben; die Ausführung übertrug er mit einer Helmkamera live im Internet.

Lesung „Rettet wenigstens die Kinder“

Edith Stern mit ihrer Großmutter. Copyright: Familie Froehlich

Kindertransporte aus Frankfurt – Lebenswege von geretteten Kindern

Die abenteuerliche Reise eines Rödelheimer Mädchens über Schweden in die USA: Edith Froehlich, geb. Stern.

Nach den Novemberpogromen 1938 konnten etwa 20.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei durch die sogenannten Kindertransporte gerettet werden. Im Mittelpunkt des Buches „Rettet wenigstens die Kinder“ stehen ihre Lebensgeschichten und die Schicksale ihrer Familien. Mitherausgeberin und Autorin Till Lieberz-Groß berichtet über die Familie Stern.

Familie Stern hatte in den 1920er-Jahren ein Textilgeschäft in Alt Rödelheim. Sie waren angesehene Rödelheimer Bürger. Vater Arthur Stern war nicht nur ein tüchtiger Kaufmann und Handelsvertreter, sondern auch ein engagierter Vereinssportler, Turner und Fußballer beim Rödelheimer Fußball Club. Mutter Elly Stern führte erfolgreich das Geschäft. Ab 1933 war die alteingesessene Rödelheimer Familie dem Terror und Verfolgungen der Nazis ausgesetzt. Tochter Edith konnte im Juli 1939 ihre Heimat mit einem rettenden Kindertransport nach Schweden verlassen und so überleben. In den USA konnte Edith ein neues Leben beginnen, sie heiratete Walter Froehlich, gründete eine Familie. Edith Froehlich, geb. Stern starb im Alter von 91 Jahren im November 2014 in den USA.

In Rödelheim ist die Familie spätestens seit Anfang des Jahres bekannt, als die neu gestaltete westliche Seite des Rödelheimer Bahnhofs als „Arthur-Stern-Platz“ eingeweiht wurde. An der feierlichen Eröffnung hatten auch die Geschwister Carol und William Froehlich teilgenommen, die Kinder von Edith Froehlich und Enkel von Arthur Stern.

Lesung von Till Lieberz-Groß am Dienstag, 4. Dezember 2018 um 19.30 Uhr in der Stadtteilbibliothek Rödelheim, Eintritt frei. Die Lesung findet in Kooperation mit dem Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt e.V. statt.

Erinnern nicht vergessen

Die Pogromnachts-Gedenkveranstaltung am Mahmal der ehemaligen Synagoge in Rödelheim fand in diesem Jahr bereits am 4. November statt. Unter dem Motto ERINNERN NICHT VERGESSEN folgten rund 60 Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger der Einladung durch Vertreter der Rödelheimer Kirchengemeinden sowie verschiedener Organisationen, um an die jüdischen Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Arthur-Stern-Platz eröffnet

Am Mittwochvormittag, 14. Februar 2018 wurde der Arthur-Stern-Platz am Rödelheimer Bahnhof bei strahlendem Sonnenschein eröffnet. Abends kamen auf Einladung des Ortsbeirats und der evangelischen Cyriakusgemeinde die Enkel Arthur Sterns – die Geschwister Carol und William Froehlich, die extra aus den USA angereist waren – zum Empfang in den RAUM. Heiko Lüssmann referierte über die Geschichte der Familie Stern, die in den 1920er-Jahren ein Textilwarengeschäft in Alt-Rödelheim betrieben hatte. Arthur Stern war in seinem Stadtteil sehr anerkannt, sportlich für den 1. FC Rödelheim stark engagiert und viele Jahre dessen Vorsitzender. Doch Anfang der 1930er-Jahre veränderte sich das Leben für die Familie drastisch, in Rödelheim war eine besonders aggressive Ortsgruppe der NSDAP aktiv. Schon 1932 wurde Arthur Stern aus dem Vorstand des FC gedrängt und seit April 1933 wurden jüdische Geschäfte in Rödelheim systematisch boykottiert. Der Familie gelang 1939/40 die Flucht in die USA. Dort konnte Tochter Edith ein neues Leben beginnen, sie heiratete Walter Froehlich, gründete eine Familie. Durch den freundschaftlichen Kontakt zu Heiko Lüssmann besuchte sie noch mehrmals Rödelheim. Edith Froehlich starb im Alter von 91 Jahren im November 2014 in den USA. Ihre Kinder Carol und William freuten sich über die Benennung des Bahnhofsplatzes nach ihrem Großvater und sprachen angeregt mit den zahlreichen Rödelheimern, die zum Empfang in den RAUM gekommen waren.

Foto: William Froehlich vor dem Bild seines Großvaters Arthur Stern.

Lesen Sie auch den Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 15.2.2018

Einladung zum Empfang der Enkel von Arthur Stern

Einladung zum Empfang der Enkel von Arthur Stern, Carol Froehlich und William Froehlich

Der Ortsbeirat 7 und die Evangelische Cyriakusgemeinde laden anlässlich der Einweihung des Arthur-Stern-Platzes die Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger ganz herzlich zum Empfang der amerikanischen Enkel des Namensgebers ein. Beide sind auf Einladung der Stadt Frankfurt am Main aus Buffalo und Washington angereist, um an der feierlichen Einweihung des nach ihrem Großvater benannten Platzes teilzunehmen. Mittwoch, 14. Februar 2018, 19 Uhr im RaUM – Evangelische Cyriakusgemeinde – Wolf-Heidenheim-Straße 7.

Im Rahmen des Empfangs gibt es die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Unterstützt wird der Empfang vom RaUM für Kinder und Teenies, der Friedensinitiative Rödelheim, Courage gegen Rassismus, dem Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim, 1. FC Rödelheim 02, der Initiative Synagoge Rödelheim, FörSteR e.V., der Initiative Stolperstein Rödelheim, Zusammen e.V.

Für den Ortsbeirat: Michaela Will, Ortsvorsteherin.
Für die Evangelische Cyriakusgemeinde: Nicole Lauterwald, Vorsitzende des Kirchenvorstandes

Lesen Sie auch den Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 28.1.2018

Erinnern nicht vergessen

GEDENKSTUNDE AM SONNTAG 12. November 2017: Unter dem Motto ERINNERN NICHT VERGESSEN trafen sich Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger, Vertreter/Innen der Rödelheimer Kirchengemeinden sowie verschiedener Organisationen, um an die jüdischen Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
Foto: ak