Pressemitteilungen

Spatenstich am 12. Juli 2015
Presseerklärung / Am Sonntag, den 12. Juli, um 15.00 Uhr wird Bürgermeister Olaf Cunitz mit einem feierlichen ersten Spatenstich das Signal zum Beginn der Bauarbeiten für das lange geplante Vorhaben geben, den Ort der ehemaligen Rödelheimer Synagoge wieder sichtbar zu machen. Bei der Verwirklichung dieses Projekts arbeiteten der Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim, Gruppen engagierter Bürgerinnnen und Bürger und die beiden christlichen Kirchengemeinden eng zusammen. Die Finanzierung wurde ermöglicht durch viele Spenden von Rödelheimer Bürgern und Firmen, aber auch durch Zuschüsse des Ortsbeirats und der Stadt Frankfurt, der Stiftung Citoyen und der Stiftung Chaja sowie Spenden der Deutschen Bank Bausparkassen AG und der Frankfurter Sparkasse.
Die Rödelheimer Synagoge war am 29. Juni 1838 feierlich eingeweiht worden und wurde hundert Jahre später in der Pogromnacht am 9. November 1938 geplündert und verwüstet. Damit endete ein über 700 Jahre währendes Zusammenleben von jüdischen und christlichen Einwohnern in Rödelheim. Das Gebäude, anschließend noch als Lager genutzt, wurde 1944 bei einem alliierten Bombenangriff zerstört. Im Gedenken an die Verbrechen im Nationalsozialismus hat 1979 eine Initiative, bestehend aus Mitgliedern der Cyriakusgemeinde, der katholischen Kirchengemeinde und Rödelheimer Bürgerinnen und Bürgern an der Stelle der ehemaligen Synagoge im Brentanopark ein Mahnmal gestalten und aufstellen lassen. Alljährlich finden hier am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und am Jahrestag der Pogromnacht Gedenkveranstaltungen statt.
Mit der Sichtbarmachung der Synagoge und der Gestaltung einer Gedenkstätte mit dem Mahnmal im Zentrum soll ein Bogen gespannt werden zur ehemaligen jüdischen Gemeinde, die Teil des Rödelheimer Lebens war, sowie zu deren Zerstörung und der Vertreibung und Ermordung jüdischer Menschen. So soll ein besonderer Ort der Begegnung entstehen, am dem Geschichte erfahrbar wird und die Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft ihren Ausdruck findet für ein friedliches Miteinander ohne Ausgrenzung und Diskriminierung.
Alle Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, am Mahnmal im Brentanopark an dieser Feierstunde teilzunehmen.

Pressemitteilung von Inge Pauls / Bericht von der Veranstaltung am 5.11.2014
Sie waren unsere Nachbarn
Das hatten die Veranstalter offensichtlich nicht erwartet: Der Vorraum war viel zu klein für die vielen Besucher, die am gestrigen Abend den Weg in das Gemeindezentrum der Cyriakusgemeinde, Alexanderstraße 37 in Rödelheim gefunden hatten. Und so wurde Stuhl um Stuhl nachgestellt, bis am Ende keine Lücke mehr zu finden war. Auch dank einer engagierten Öffentlichkeitsarbeit konnte Pfarrer Ernst-Detlef Flos ca. 60 Gäste begrüßen. Er verwies auf die Tradition, die in dem Thema „Sie waren unsere Nachbarn“ gerade in der Gemeinde existierte, und erläuterte das dreigeteilte Programm des Abends: Zunächst trug Dr. Helga Krohn vom jüdischen Museum Frankfurt die lange Geschichte der Juden in Frankfurt und insbesondere in Rödelheim vor. Sie fragte einleitend kritisch, ob Juden tatsächlich Nachbarn oder nicht doch durch die Jahrhunderte hinweg Fremde von nebenan geblieben seien. Die lange Tradition von Sonderstatus und Ausgrenzung machte sie an zahlreichen Beispielen deutlich. Selbst im eher liberalen Solmser Herrschaftsbereich wurde auf einen Leibzoll nicht verzichtet, zu verlockend war offensichtlich die Aussicht auf Teilhabe an den kleinen und größeren Einkommen der jüdischen Bewohner Rödelheims. Die Anerkennung der Juden als vollwertige Staatsbürger im 19. Jahrhundert ging einher mit einem verstärkten Antisemitismus, woran die NS-Propaganda nahtlos anknüpfen konnte.
Sowohl inhaltlich als auch zeitlich führte Heiko Lüssmann den Vortrag fort. Er ist Vertreter des RauMs, einer Kinder- und Jugendeinrichtung der Cyriakusgemeinde sowie der Initiative Stolperstein Rödelheim. Seit den 80er-Jahren begleitete er die Gruppe Stadtteilerkundung, in der Jugendliche und junge Erwachsene die Zeit des Nationalsozialismus in Rödelheim erforschten und dokumentierten. Die daraus hervorgegangene Initiative Stolperstein Rödelheim hat dann nochmals intensiver das Schicksal der Juden Rödelheims erforscht, die vertrieben und ermordet wurden. Aus der Jüdischen Gemeinde Rödelheim fielen insgesamt 34 Menschen dem Holocaust zum Opfer. Für 24 von ihnen wurden Stolpersteine vor deren ehemaligen Wohnungen und Häusern verlegt. Heiko Lüssmann brachte mit Fotos und Dokumenten den Zuhörern das Leben insbesondere der Familie Stern nahe. Arthur Stern gelang zusammen mit seiner Frau und Schwiegermutter die Ausreise in die USA, ihre Tochter Edith hatten sie vorher 15-jährig mit einer Hilfsorganisation ins rettende Schweden geschickt, nicht wissend, ob sie sie jemals wiedersehen würden. Nach dem Krieg erfuhren sie von der Deportation und Ermordung ihrer Verwandten und Freunde. Dennoch hielt Arthur Stern Kontakt mit Rödelheim, und seine Tochter, Edith Fröhlich geb. Stern, war noch 2010 zu Besuch.
Der dritte Teil des Abends informierte die Zuhörer über das Projekt der Gestaltung der Synagoge im Brentano-Park. Herr Dr. Armin Kroneisen vom Heimat- und Geschichtsverein stellte den Entwurf vor (siehe www.synagoge-roedelheim.de) und erläuterte die Motivation, die Details und den aktuellen Sachstand. Daraus entstand eine lebhafte Diskussion, in der zahlreiche Einwände sowie auch sich positiv auf den Entwurf beziehende Beiträge geäußert wurden. Ein mehrfach genanntes Bedenken war der Hinweis auf das seit 1979 bestehende Mahnmal, das nicht an den Rand gedrängt werden dürfe.
Die Veranstalter hatten sich genau dies gewünscht: dass das Projekt in die Diskussion der Rödelheimer Bürger hineinreicht und sie motiviert, sich an der Gestaltung zu beteiligen: mit Ideen und natürlich auch mit Geld, um die Ideen zu realisieren. Am Ende stand deshalb der Aufruf zu Spenden und die Ankündigung der weiteren Veranstaltungen im November: am 9.11.2014 um 16.00 Uhr Gedenkveranstaltung am Mahnmal, am 26.11.2014 um 20.00 Uhr in der Cyriakuskirche das Konzert „Jazz im Ghetto“.

Lesen Sie auch: Das Projekt Synagoge Rödelheim in der Presse.