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10 Jahre Ortsschild „Rödelheim – Stadtteil gegen Rassismus“

Am 1. März 2022 fand anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Straßenschilds „Rödelheim – Stadtteil gegen Rassismus“ eine Kundgebung am Hausener Weg statt. Grund zum Feiern gab es zwar kaum angesichts der rassistischen und antisemitischen Taten der jüngsten Vergangenheit von der Ermordung Walter Lübckes über den Anschlag auf die Synagoge in Halle bis hin zu den Morden in Hanau.

In Redebeiträgen, u.a. von Helga Dieter (Courage gegen Rassismus), Elke Klee (Pfarrerin i.R.), Heiko Lüßmann (RAUM für Kinder und Jugendliche), Johannes Lauterwald (Ortsvorsteher im OBR7) und Janine Wissler (Parteivorsitzende Die Linke) wurde jedoch deutlich, wie wichtig das Engagement gegen Rassismus bleibt und welche Bedeutung das Rödelheimer Ortsschild als Symbol hat, verbunden mit der Selbstverpflichtung:

»Hier in Rödelheim sind wir sensibilisiert gegen rassistische Parolen und gegen die populistischen Töne aus der Mitte der Gesellschaft. Wir wollen im öffentlichen Raum Zeichen setzen gegen Hass und Gewalt sowie gegen Ausgrenzung, Nationalismus und populistische Fremdenfeindlichkeit.«

Ein sehr gelungener Film von der Kundgebung wurde vom Reportage-Team der RAUM KidsNews erstellt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt, er kann hier angesehen werden:

Kundgebung am 1. März 2022, ein Film des Reportage-Teams von RAUM KidsNews

Stadtlabor-Ausstellung

Mit dem Stadtlabor auf Spurensuche im Heute – Frankfurt und der Nationalsozialismus
Wo in Frankfurt finden sich Spuren des Nationalsozialismus? Wie nehmen unterschiedliche Menschen solche Spuren in der Gegenwart wahr?

Als Gruppe „Inititative Synagoge Rödelheim – Stadttteil gegen Rassismus“ nehmen wir an dieser Ausstellung teil und haben eine Broschüre erstellt, die im Museum ausliegt, aber auch in Rödelheim verteilt wird, beispielsweise in der Stadtteilbibliothek. Sie finden die Broschüre als PDF unter Downloads.

Die Ausstellung findet im Historischen Museum vom 9. Dezember 2021 bis 11. September 2022 statt.

Zur Website der Ausstellung

Jahrestag der Befreiung

Am 8. Mai haben Bürgerinnen und Bürger, sowie verschiedene Initiativen im Stadtteil an den Gedenkstätten und allen Stolpersteinen im Ortsbezirk Blumen abgelegt, um an den Tag der Befreiung vor 76 Jahren zu erinnern.

Frankfurt in ein Blumenmeer verwandeln

Es ist endlich Zeit, den 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg zu einem bundesweiten Feiertag zu machen. Am 8. Mai 2021 jährt sich zum 76. Mal der Tag, an dem Deutschland vom Hitlerfaschismus befreit wurde, und der Schrecken des Zweiten Weltkrieges beendet wurde.

Stolpersteine mit Blumen
8. Mai 2020

Wie im vergangenen Jahr werden wieder Bürgerinnen und Bürger sowie Initiativen und Institutionen aus dem Ortsbezirk Blumen an den Orten der Erinnerung niederlegen. Das sind insbesondere das Mahnmal im Brentanopark und die 36 Stolpersteine im Ortsbezirk zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Nachbarn.

Orte der Erinnerung im Stadtbezirk sind auch der Gedenkstein für die Widerstandskämpfer auf dem Praunheimer Friedhof, die Gedenktafel für ehemalige Zwangsarbeiter in der Stefan-Heise-Straße sowie das Gräberfeld für italienische Militärinternierte und Zwangsarbeiter auf dem Friedhof Westhausen.

Mit dem Gedenken an die Opfer wird an vielen Orten in Deutschland der Forderung Nachdruck verliehen, endlich den 8. Mai als Tag der Befreiung zu beschließen. Das wird in einer Petition bereits von vielen Menschen und Organisationen unterstützt.

Wir wollen damit ein Zeichen setzen für eine Welt, in der alle Menschen friedlich zusammenleben ohne Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus und Antiziganismus. Wir wollen wachsam sein angesichts des Erstarkens faschistischen Gedankenguts, was unter dem Mäntelchen „Das wird man doch noch sagen dürfen!“ nicht wieder salonfähig werden darf.

Wir möchten Sie aufrufen, die Aktion „Frankfurt in ein Blumenmeer verwandeln“ zu unterstützen, indem Sie ebenfalls Blumen an den Orten des Erinnerns niederlegen oder eine Pflege-Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen.

Für die Stolperstein-Initiative Rödelheim
Helga Dieter, Heiko Lüßmann, Helmut Furtmann

Straßenumbennung – Aktionsgruppe entschuldigt sich

Ende April hat eine antifaschistische Aktionsgruppe Straßenschilder in Rödelheim mit den Namen der vor einem Jahr beim rassistischen Anschlag in Hanau Ermordeten überklebt. Betroffen von der grundsätzlich begrüßenswerten Aktion war bedauerlicherweise auch der Arthur-Stern-Platz. Die Aktivisten haben sich für diesen Fehler auf Twitter entschuldigt und zum Anlass genommen, sich mit der Geschichte der Familie Stern zu beschäftigen.

8. Mai muss Feiertag werden

Am 8. Mai jährte sich zum 75. Mal das Kriegsende. Das Frankfurter 8.-Mai-Bündnis fordert: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“ Eine entsprechende Petition wurde schon mehr als 100.000 Mal unterschrieben.

Gedenken zum 8. Mai am Praunheimer Friedhof, an der ehemaligen Rödelheimer Synagoge und der Gedenktafel an der Ludwig-Landmann-Straße (von links)

Weil es in diesem Jahr keine zentrale Feier geben konnte, hatte das Frankfurter Bündnis 8. Mai vorgeschlagen, an Orten, die an die Opfer des Faschismus und Widerstandskämpfer*innen erinnern, dem Kriegsende und der Befreiung zu gedenken.

Gedenkveranstaltungen zum 9. November

Foto: „Erinnern nicht vergessen“ im November 2018

Unter dem Motto ERINNERN NICHT VERGESSEN treffen sich am Sonntag, den 10. November 2019 um 16 Uhr am Mahnmal im Inselgässchen, Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger, Vertreter/innen der Rödelheimer Kirchengemeinden sowie verschiedener Organisationen, um an die jüdischen Mitbürger/innen zu erinnern, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

1938: Der Pogrom markierte die Wende. Mit keinem anderen Ereignis hat das NS-Regime so zynisch demonstriert, daß es auch auf den Schein rechtsstaatlicher Tradition nun keinen Wert mehr legte. Antisemitismus und Judenfeindschaft, wie sie als Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie schon immer propagiert worden waren, schlugen jetzt um in die primitiven Formen physischer Gewalt und Verfolgung. Die sog. „Reichskristallnacht“ bildete den Scheitelpunkt des Wegs zur „Endlösung“, zum millionenfachen Mord an Juden aus ganz Europa.“

(Zitiert nach Wolfgang Benz)

Bereits am Freitag, 8. November 2019 wird es im Gemeindesaal der Cyriakusgemeinde, Alexander Str. 37 in Rödelheim, eine Vorstellung des Dokumentar-Theaters der Bühne für Menschenrechte aus Berlin geben: Die NSU-Monologe. Eine Veranstaltung des Fördervereins der Stadtteilbibliothek Rödelheim FörSteR e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadtteilbibliothek, dem RaUM für Kinder und Teenies, Courage gegen Rassismus, dem AWO-Ortsverein Rödelheim und dem Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Frankfurt am Main. Nähere Informationen auf der Website von Förster e.V.

Am Samstag, 9. November 2019 startet um 17:30 Uhr ab Baruch-Baschwitz-Platz (Rödelheim Bahnhof, Ostseite) der Stadtteilrundgang „Stolpersteine in Rödelheim“. Bei dem Stadtteilrundgang werden verschiedene Biografien Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger vorgestellt, die Opfer der NS-Herrschaft wurden.

Im Anschluss bietet das soziale Stadtteilzentrum „CENTRO“ (Alt-Rödelheim 6) ein Abendessen an und zeigt ab 20 Uhr den Film „Erhobenen Hauptes. (Über)Leben im Kibbuz Ma’abarot“.
Nähere Informationen auf der Facebook-Seite von Centro.

2019: In Halle (Saale) versucht der Rechtsextremist Stephan Balliet am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, mit Waffengewalt in die Synagoge im Paulusviertel einzudringen. Die Türen der Synagoge halten Stand, nur deshalb kann ein Massenmord an Juden verhindert werden. Der Angreifer erschießt eine Passantin, später den Besucher eines Imbiss. Auf der Flucht schießt er auf weitere Personen, verletzt einige von ihnen schwer. Datum, Ziel und die antisemitischen Motive der Tat hatte der Angreifer zuvor im Internet bekanntgegeben; die Ausführung übertrug er mit einer Helmkamera live im Internet.

Lesung „Rettet wenigstens die Kinder“

Edith Stern mit ihrer Großmutter. Copyright: Familie Froehlich

Kindertransporte aus Frankfurt – Lebenswege von geretteten Kindern

Die abenteuerliche Reise eines Rödelheimer Mädchens über Schweden in die USA: Edith Froehlich, geb. Stern.

Nach den Novemberpogromen 1938 konnten etwa 20.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei durch die sogenannten Kindertransporte gerettet werden. Im Mittelpunkt des Buches „Rettet wenigstens die Kinder“ stehen ihre Lebensgeschichten und die Schicksale ihrer Familien. Mitherausgeberin und Autorin Till Lieberz-Groß berichtet über die Familie Stern.

Familie Stern hatte in den 1920er-Jahren ein Textilgeschäft in Alt Rödelheim. Sie waren angesehene Rödelheimer Bürger. Vater Arthur Stern war nicht nur ein tüchtiger Kaufmann und Handelsvertreter, sondern auch ein engagierter Vereinssportler, Turner und Fußballer beim Rödelheimer Fußball Club. Mutter Elly Stern führte erfolgreich das Geschäft. Ab 1933 war die alteingesessene Rödelheimer Familie dem Terror und Verfolgungen der Nazis ausgesetzt. Tochter Edith konnte im Juli 1939 ihre Heimat mit einem rettenden Kindertransport nach Schweden verlassen und so überleben. In den USA konnte Edith ein neues Leben beginnen, sie heiratete Walter Froehlich, gründete eine Familie. Edith Froehlich, geb. Stern starb im Alter von 91 Jahren im November 2014 in den USA.

In Rödelheim ist die Familie spätestens seit Anfang des Jahres bekannt, als die neu gestaltete westliche Seite des Rödelheimer Bahnhofs als „Arthur-Stern-Platz“ eingeweiht wurde. An der feierlichen Eröffnung hatten auch die Geschwister Carol und William Froehlich teilgenommen, die Kinder von Edith Froehlich und Enkel von Arthur Stern.

Lesung von Till Lieberz-Groß am Dienstag, 4. Dezember 2018 um 19.30 Uhr in der Stadtteilbibliothek Rödelheim, Eintritt frei. Die Lesung findet in Kooperation mit dem Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt e.V. statt.

Erinnern nicht vergessen

Die Pogromnachts-Gedenkveranstaltung am Mahmal der ehemaligen Synagoge in Rödelheim fand in diesem Jahr bereits am 4. November statt. Unter dem Motto ERINNERN NICHT VERGESSEN folgten rund 60 Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger der Einladung durch Vertreter der Rödelheimer Kirchengemeinden sowie verschiedener Organisationen, um an die jüdischen Rödelheimer Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Arthur-Stern-Platz eröffnet

Am Mittwochvormittag, 14. Februar 2018 wurde der Arthur-Stern-Platz am Rödelheimer Bahnhof bei strahlendem Sonnenschein eröffnet. Abends kamen auf Einladung des Ortsbeirats und der evangelischen Cyriakusgemeinde die Enkel Arthur Sterns – die Geschwister Carol und William Froehlich, die extra aus den USA angereist waren – zum Empfang in den RAUM. Heiko Lüssmann referierte über die Geschichte der Familie Stern, die in den 1920er-Jahren ein Textilwarengeschäft in Alt-Rödelheim betrieben hatte. Arthur Stern war in seinem Stadtteil sehr anerkannt, sportlich für den 1. FC Rödelheim stark engagiert und viele Jahre dessen Vorsitzender. Doch Anfang der 1930er-Jahre veränderte sich das Leben für die Familie drastisch, in Rödelheim war eine besonders aggressive Ortsgruppe der NSDAP aktiv. Schon 1932 wurde Arthur Stern aus dem Vorstand des FC gedrängt und seit April 1933 wurden jüdische Geschäfte in Rödelheim systematisch boykottiert. Der Familie gelang 1939/40 die Flucht in die USA. Dort konnte Tochter Edith ein neues Leben beginnen, sie heiratete Walter Froehlich, gründete eine Familie. Durch den freundschaftlichen Kontakt zu Heiko Lüssmann besuchte sie noch mehrmals Rödelheim. Edith Froehlich starb im Alter von 91 Jahren im November 2014 in den USA. Ihre Kinder Carol und William freuten sich über die Benennung des Bahnhofsplatzes nach ihrem Großvater und sprachen angeregt mit den zahlreichen Rödelheimern, die zum Empfang in den RAUM gekommen waren.

Foto: William Froehlich vor dem Bild seines Großvaters Arthur Stern.

Lesen Sie auch den Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 15.2.2018