Hermine und Julius May

Niddagaustraße 21

Niddagaustrasse 21
Niddagaustrasse 21

Julius May wurde am 1. April 1876 in Frankfurt geboren. Seine Eltern waren Josef May und Jeanette, geb. Hecht. Er war mit der am 17. April 1880 geborenen Offenbacherin Hermine, geb. Drucker, verheiratet. Deren Eltern waren Arnold Drucker und Klara, geb. Aub.

Julius und Hermine May hatten drei Kinder: Ernst, Irma und eine weitere 1911 geboren Tochter, die in die USA emigrieren konnte. Der Sohn Ernst May war bis einschließlich 1938 als Besitzer des Hauses Niddagaustraße 21 eingetragen.

Irma May und Friedrich Enders 2. Reihe 2. und 3. Person von links, 1. Reihe in der Mitte Hermine May
Irma May und Friedrich Enders 2. Reihe 2. und 3. Person von links, 1. Reihe in der Mitte Hermine May

Julius May war seit etwa 1910 als Vertreter für Tabakwaren und Molkereiprodukte unter andern für die Käsefabriken „Alfred Hindelang“, München, und „Ottmar Herz“, Sonthofen, selbstständig tätig. Seit der Boykotte 1933 hatte er erheblichen Umsatzrückgang. Verfolgungsbedingt gab er sein Geschäft im Sommer 1938 auf. Wahrscheinlich führte er eine Futtermittelhandlung mit Geschäftsadresse Am Tiergarten 46 in Frankfurt.

Julius May und seine Ehefrau betrieben vergeblich ihre Flucht in das Exil. Die in den USA lebende Tochter und der Schwiegersohn hatten bereits Kuba-Visa für die Eheleute beschafft, die sie aber wegen der Auswanderungssperre für Juden nicht mehr verwenden konnten.

Ernst May 2. Reihe 2. von links
Ernst May 2. Reihe 2. von links

Die letzten Frankfurter Adressen waren Röderbergweg 17 und zuletzt Röderbergweg 8.

Von dort wurden Julius und Hermine May am 22. November 1941 nach Kaunas deportiert. Eigentlich sollte der Transport ins Ghetto Riga führen. Da das Ghetto jedoch bereits überfüllt war, wurde er nach Kauns umgeleitet. Dort wurden alle Deportierten im Fort IX direkt nach ihrer Ankunft am 25. November 1941 ermordet.

Die Tochter Irma May war nach nationalsozialistischer Definition in „Mischehe“ verheiratet mit dem Rödelheimer Diplomkaufmann Dr. Friedrich Wilhelm Enders. Sie hatten ihre Wohnung in der Burgfriedenstraße 15. Der Schwiegersohn wollte sich nicht von Irma Enders, geb. May, trennen. Aus Verzweiflung schieden die Tochter und der Schwiegersohn durch Freitod aus dem Leben.

Das weitere Schicksal des Sohnes Ernst May ist ungeklärt.

Quellen:

  • Krohn, Helga / Rauschenberger, Katharina; Juden in Rödelheim. Die vergessenen Nachbarn, Frankfurt 1990
  • Suchliste Yad Vashem
  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde

Fotos:

  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde
  • Initiative Stolpersteine Frabkfurt