Johanette und Sally Eisemann

Alt Rödelheim 30 (früher Marktstraße 3) / Alt Rödelheim 42

Knusperhäuschen Alt Rödelheim 42 - Sally Eisemann
Knusperhäuschen Alt Rödelheim 42 – Sally Eisemann

Johanette Eisemann, geb. Hermann, wurde am 15. Oktober 1867 in Heldenbergen geboren. Sie war verheiratet mit dem Metzger Leopold Eisemann, geboren am 9. Februar 1866. Das Ehepaar wohnte in Alt Rödelheim 30 / früher Marktstraße 32 und hatte fünf Kinder. Seit 1904 betrieb Leopold Eisemann eine Metzgerei in seinem Haus, die 1937 geschlossen werden musste. Leopold Eisemann verstarb am 24. Dezember 1939. Das Haus musste im Juni 1942 zwangsverkauft werden.

Alt-Roedelheim 30 heute
Alt-Roedelheim 30 heute

Johanette Eisemann musste zunächst in die Bürgerstraße 19 (heute Wilhelm-Leuschner-Straße) und später an den Dominikanerplatz 16 (heute Börneplatz) umziehen. Von dort wurde sie am 15. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 1. April 1944 starb.

Ihr Sohn Sally Eisemann, war Besitzer des Hauses Alt Rödelheim 42. Das Haus war den Rödelheimern als Knusperhäuschen bekannt, in dem Süßwaren verkauft wurden. Später eröffnete er dort ein Fischgeschäft. Im Jahr 1938 musste er das Haus verkaufen. Sally Eisemann wurde, wie andere Rödelheimer Juden auch, im Zuge der Pogromnacht im November 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Er starb an den Folgen seiner Haft am 25. März 1939 im Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36 in Frankfurt.

Der 1890 geborene Sohn Heinrich Eisemann arbeitete in der elterlichen Metzgerei mit. Heinrich Eisemann heiratete eine Tochter der christlichen Rödelheimer Familie Kerber, von der er sich nach dem Krieg wieder scheiden ließ. Nach Aussagen von Zeitzeugen konnte er sich zunächst in Berlin vor der Naziverfolgung verstecken. Er selbst erklärte später, dass er 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen von den Amerikanern befreit wurde.

Heinrich Eisemann kehrte nach 1945 nach Rödelheim zurück und wurde wieder Eigentümer des Hauses in Alt Rödelheim 30. Er betrieb nach dem Krieg eine jüdische Metzgerei im Sandweg, die nach einer Zeitzeugenaussage Kunden in der ganzen Welt hatte.

Eine Tochter von Johanette und Leopold Eisemann heiratete einen Betriebsobmann der Torpedowerke namens Kipp. Sie überlebte die nationalsozialistische Verfolgung, in dem sie wahrscheinlich in einer Frankfurter Arbeitersiedlung vor der Verfolgung geschützt wurde.

Über den Verbleib des 5. Kindes ist nichts bekannt.

Quellen:

  • Krohn, Helga / Rauschenberger, Katharina; Juden in Rödelheim. Die vergessenen Nachbarn, Frankfurt 1990
  • Suchliste Yad Vashem
  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde (Zeitzeugengespräche)

Fotos:

  • Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde
  • Initiative Stolpersteine Frankfurt