Familie Hammel

Burgfriedenstraße 5

Die Zwillinge Alice, verheiratete Stein und Luise (Lucie) Judith, verheiratete Jaschek, wurden am 21. Juni 1901 als Töchter von Heinrich und Lina Hammel, geborene Ehrlich, in Rödelheim geboren. Sie hatten fünf Geschwister. Hanna, verh. Goldsmith, Alfred, Arthur, Victor und Simon.

Vor 1933 hatten die Hammels viele Freunde in Rödelheim. Die Brüder Arthur, Victor und Simon waren aktiv in der Rödelheimer Turngemeinde und spielten Fußball. Der Bruder Alfred Hammel war Soldat im 1. Weltkrieg und wanderte nach Israel aus. Die Kinder besuchten in den ersten vier Jahren die Körnerschule in Rödelheim (Volksschule), anschließend die Hirsch Realschule in Frankfurt.

Die Schwester Hanna Goldsmith schrieb in einem Brief vom Mai 1990 über ihre Familie unter anderem, dass der Vater Heinrich Hammel über 50 Jahre hinweg in Rödelheim sein Geschäft führte und drei Generationen Rödelheimer Bürger als seine Kunden hatte. Nach dem Machtantritt der Nazis sei das Geschäft jedoch immer weniger von Rödelheimer Kunden aufgesucht worden, so dass es schließlich keine Zukunft mehr hatte.

Der Bruder Victor Hammel wanderte 1936 nach Amerika aus. 1937 folgten ihm die Brüder Arthur und Simon Hammel. Wegen der großen Aufregungen erlitt die Mutter Lina Hammel einen Schlaganfall und war seitdem gelähmt. Nach der Pogromnacht 1938 musste Heinrich Hammel sein Geschäft aufgeben und das Haus verkaufen.

Heinrich Hammel muss gemeinsam mit Sally Fleisch 1939 die Verkaufsverträge für die Synagoge und das Wohnhaus der Jüdischen Gemeinde im Inselgässchen als letzte Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Rödelheim unterschreiben.

Alices Schwester Luise (Lucie) heiratete Eugen Jaschek (geb. 1893) Die Familie zog nach Lübeck und lebte schließlich mit ihren beiden Söhnen Jürgen (geb. 1929) und Jochen (geb. 1931) von 1934 bis 1941 als einzige jüdische Familie in Bad Schwartau. Die Familie wurde am 6.12.1941 nach Riga deportiert. Luise starb dort am 26. März 1942, ihr Sohn Jochen am 23. Juni 1942 und Eugen Jaschek am 4.November 1944. Lediglich Sohn Jürgen überlebte das KZ und emigrierte 1948 in die USA. An alle vier erinnern Stolpersteine in Bad Schwartau.

Alice war verheiratet mit Sally (Salomon) Stein aus Alsfeld. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne Ernst (geb. 1935) und Walter (geb. 1931). Die Familie lebte nach der Heirat zunächst in Alsfeld. Mit Beginn des 2. Weltkriegs zog sie zurück nach Frankfurt und lebte zuletzt in Frankfurt im Röderbergweg 38. Am 22. November 1941 wurden Alice, Ernst und Walter Stein nach Kaunas ins Fort IX deportiert. Dort wurden sie gemeinsam am 25. November 1941 ermordet. Der Vater Sally Stein wurde am 2. September 1942 im Konzentrationslager Majdanek ermordet.

Boykottbuch Heinrich und Hermann Hammel

Quellen:

  • Krohn, Helga / Rauschenberger, Katharina; Juden in Rödelheim. Die vergessenen Nachbarn, Frankfurt 1990
  • Suchliste Yad Vashem
  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde
  • Archiv Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim

Fotos:

  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde