Emma Wallerstein, geborene Rosenthal kam am 23. November 1871 zur Welt. Sie war verheiratet mit Sally Wallerstein, geb. am 23. Mai 1867. Er betrieb seinen Viehhandel im alten Gutshof in der Radilostraße 8 und verstarb am 13. Januar 1928 in Rödelheim laut Umbettungsliste des jüdischen Friedhofs. Emma und Sally Wallerstein hatten drei Kinder: Henriette, die am 3. April 1891 in Rödelheim geboren wurde. Sie war Pianistin, möglicherweise körperbehindert. Der Sohn Max wurde 1892 geboren. Er betrieb im selben Haus vor seiner Emigration eine Wäscherei. Die jüngste Tochter der Wallersteins hieß Margo. Max konnte mit seiner Familie (Frau und ein Kind) rechtzeitig in die USA auswandern, ebenso wie Margo, wahrscheinlich nach Florida.
Die Wallersteins mussten 1937 / 38 ihr Haus im Rahmen der „Arisierung“ an das Bankgeschäft Muth & Co verkaufen. Die Familie musste zunächst in die Friedberger Landstraße 21 – einer „Sammelstelle“ für jüdische Familien – umziehen, danach in die Scheffelstraße 26. Nach einer Zeugenaussage wurden die Wallersteins nach 1941 von Rödelheimern noch mit einem gelben Stern an der Kleidung gesehen. Das Haus in der Radilostraße 8 wurde Sitz der NSDAP-Ortsgruppe.
Im Alter von 70 Jahren wurde Emma Wallerstein am 13. September 1942, wahrscheinlich mit ihrer Tochter Henriette, von der Scheffelstraße aus zunächst in das ehemalige jüdische Altersheim im Rechneigraben 18–20 verbracht, das als „Ghettohaus“ genutzt wurde. Dies lässt sich aus den Dokumenten über die Vorbereitung der neunten Deportation aus Frankfurt schließen. Zwei Tage später wurden die Menschen auf Lastwagen zur Großmarkthalle transportiert. Von dort aus wurden sie am 15. September 1942 ins Durchgangs- und Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Es war der 3. Transport aus Frankfurt nach Theresienstadt mit 1.378 Menschen mit der Transportbezeichnung „XII/3–1299“. Eineinhalb Monate später, am 30.Oktober 1942, starb Emma Wallerstein im Ghetto. Ihre Tochter Henriette starb nach den Angaben der Gedenkstätte Theresienstadt im November 1942.
Quellen:
- Krohn, Helga / Rauschenberger, Katharina; Juden in Rödelheim. Die vergessenen Nachbarn, Frankfurt 1990
- Suchliste Yad Vashem
- Gedenkstätte Theresienstadt
- Bundesarchiv Berlin
- Kingreen, Monica (Hrg.), Nach der Kristallnacht. Jüdisches Leben und antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938 – 1945, Frankfurt 1999
- Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde (Zeitzeugengespräch)
Fotos:
- Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde