Familie Strauß

Assenheimer Straße 1

Renate, Selma und Isidor Strauß

Selma Strauß, geb. Capell, wurde am 28. Februar 1900 geboren. Sie wuchs gemeinsam mit ihren Geschwistern Sybilla und Siegfried im Haus ihrer Eltern, Jacob und Sophie Capell im Haus in der Assenheimer Straße 1 auf. Selma heiratete den Kaufmann Isidor Strauß, geb. am 21. Mai 1894. Am 06. April 1926 wurde ihre Tochter Renate geboren. Ab 1923 lebte Familie Strauß gemeinsam mit der Familie ihrer Schwester, die mit dem Rödelheimer Textilkaufmann Arthur Stern verheiratet war und ihrer Mutter Sophie im Haus in der Assenheimer Straße 1. Dort betrieben beide Familien neben dem Geschäft für Textil- und Kurzwaren der Familie Stern gemeinsam auch ein Geschäft mit Tabakwaren.

Während Siegfried Capell und 1940 auch der Familie Stern gemeinsam mit Sophie Capell die Ausreise in die USA gelang, war es Selma, Renate und Isidor Strauß nicht möglich, der Verfolgung zu entkommen.

Alt Rödelheim 12, Assenheimer Straße 1, 3. Haus von links mit Markise
Assenheimer Straße 1, Alt-Roedelheim 12

Nach Auskunft einer Angehörigen gelang Isidor Strauß zunächst die Flucht nach Belgien. Dort wurde er jedoch verhaftet und am 29. Oktober 1940 in das Durchgangslager Gurs in Frankreich verschleppt. Von dort wurde er am 08. August 1842 in das Lager Drancy verbracht und von dort am 12. August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Selma und ihre Tochter Renate Strauß mussten 1940 nach dem erzwungenen Verkauf des Hauses von Rödelheim in die Scheffelstraße 27 nach Frankfurt ziehen. Sie lebten dort bei der Familie Goldschmidt. Am 23.Mai 1942 wurden beide mit einem Sonderzug der Reichsbahn mit der Zugnummer „Da 60“ im Rahmen der 5. Deportation aus Frankfurt zunächst nach Izbica deportiert. In dem Zug befanden sich 930 Frankfurter und 27 Wiesbadener Juden. Dieser Ort in Polen war zunächst Station für Juden außerhalb Polens. Von dort kamen die Verschleppten in diejenigen Vernichtungslager, die in der NS-Bezeichnung „Kapazitäten“ frei hatten. Nach 5 Wochen wurden Selma und Renate Strauß von Izbica weiter in das Lager Krasnystaw verbracht. Vermutlich wurden sie von dort in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Von der Ankunft des Zuges bis zum Vergraben der Leichen vergingen in der Regel nur zwei bis drei Stunden; verschont wurden lediglich einige hundert Personen für die Arbeit in den dort befindlichen Werkstätten; sie lebten einige Monate länger. Laut Bundesarchiv fehlt allerdings der namentliche Beweis für den Tod von Selma und Renate Strauß; sie gelten deshalb als verschollen.

Renate Strauß
Auf der Rückseite des Fotos stand der Satz: Vergesst eure Renate nicht

Im Jahr 1940 gelang der Mutter Sophie Capell gemeinsam mit ihrer Tochter Sybilla und deren Ehemann Arthur Stern die Ausreise in die USA. 1941 erreichte Edith Stern, die Tochter von Arthur und Sybilla über eine abenteuerliche Fluchtroute ihre Familie in Buffalo. Auch Siegfried Capell konnte in die USA fliehen und lebte bis zu seinem Tod mit seiner Familie in Buffalo. Im Jahr 1941 erhielt die Familie Stern in Buffalo eine letzte Nachricht von Selma und Renate Strauß. In dem Brief schildert Renate die schrecklichen Bedingungen, denen sie ausgesetzt sind. Dem Brief ist ein Foto von Renate beigelegt. Auf der Rückseite des Fotos steht: „Vergesst eure Renate nicht.“ Erst nach dem Krieg erfuhren sie vom furchtbaren Schicksal ihrer Verwandten.

Quellen:

  • Krohn, Helga / Rauschenberger, Katharina; Juden in Rödelheim. Die vergessenen Nachbarn, Ffm 1990
  • Angelika Rieber, Till Liebherz-Groß (Hrsg.), Rettet wenigstens die Kinder, Ffm 2018
  • Bundesarchiv Berlin
  • Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem (Suchliste)
  • Jüdisches Museum Frankfurt/Main
  • Archiv Gruppe Stadtteilerkundung in der Evangelischen Cyriakusgemeinde (Zeitzeugengespräche)

Fotos:

  • Familie Froehlich